manchmal muss man im Leben demütig werden und feststellen, dass man nicht urteilen und nicht richten darf.
Bevor Emil in meinem Bauch gewohnt hat, war ich jemand der Eiswürfel pinkeln konnte, wenn es mal sein musste. Ich dachte, dass ich unverwundbar bin und nur andere schwach sind.
Dann wurde ich schwanger. Emil drohte zu früh auf die Welt zu kommen. Ich war verwundbar. Auf einmal dreht sich die Welt zu schnell und gleichzeitig zu langsam. Wir überstanden es und Emil kam auf die Welt und war keine Frühgeburt. Meine Elternzeit mit Emil war geprägt von Selbstzweifeln, Müdigkeit und Unsicherheit. Nach 10 Monaten ging ich wieder arbeiten. Ich spürte das Supermama-Syndrom. Alles geht irgendwie und nachts bastelt man noch einen Lampion.
Inzwischen ist Emil dreieinhalb Jahre alt. Ich habe eine Odysee mit Ärzten hinter mir und mein Tal ist hoffentlich durchschritten. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass ich in der Schwangerschaft das
Hashimoto-Thyreoiditis bekommen habe. Hat keiner erkannt. Inzwischen nehme ich morgens eine winzige Tablette und das wird. Parallel dazu habe ich über die Jahre eine schwere Depression entwickelt. Nichts ging mehr. Von heute auf morgen. Der einzige Termin am Tag war Emil in den Kindergarten bringen. Mehr ging nicht. Das Atmen fällt schwer. Einen Tee kochen fällt schwer. Reden fällt schwer. Denken fällt schwer. Inzwischen nehme ich seit zwei Wochen Tabletten und kämpfe mit den Nebenwirkungen. Das wird aber. Zudem mache ich eine Therapie. Der Weg einen Therapeuten zu finden war lang und schwer. Auch seiner Umgebung zu erklären, dass es jetzt eben nicht geht. Und das wichtigste ist gesund zu werden und für die Männer da zu sein, das hat Zeit gebraucht.
Lange Rede kurzer Sinn. Jeden kann es erwischen und man sollte psyschische Krankheiten nicht auf die leichte Schulter nehmen.